Alle (fünf) Jahre wieder…..

besorgt sich ein Gastronomiebetreiber aus Nordenham (Niedersachsen) einen neuen Maibaum. Sein Anspruch: Es soll der höchste Maibaum Deutschlands sein. Hierfür ist er gerne bereit „sagen wir einmal“ etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Da norddeutsche Boden- und Klimaverhältnisse die hierfür benötigten Wuchshöhen nur in begrenztem Maße zulassen, macht sich der Besitzer des Restaurants „Butjadinger Tor“ deshalb in den Schwarzwald auf. Hier findet er für dieses Vorhaben die gesuchten Baumhöhen zahlreich vor.

Der Mobilkran bahnt sich seinen Weg zum zukünftigen Maibaum

Ende Oktober durfte ich zusammen mit Torsten Volk (Torsten Volk Baumpflege und Forst GmbH & Co.KG) bei der „Ernte“ des Maibaum-“Rohlings“ assistieren. Der Baum wurde mittels Mobilkran aus dem Lautenbacher Kommunalwald geborgen. Kein sehr leichtes Unterfangen, da die auserwählte Douglasie eine stattliche Stehendhöhe von 65 Metern hatte. Der Bergung des Baumes ging deshalb eine vergleichsweise aufwendige Vorbereitung voraus.

Da der vorhandene Waldweg nicht breit genug für den eingesetzten 250-Tonnen-Mobilkran war, musste dieser im Vorfeld zu beiden Seiten verbreitert werden. Erst so konnte der Kran vorschriftsmäßig abgestützt werden, um die später angeschlagene Last in einem Hieb zu Boden zu bekommen. Da der Mobilkran für die berechnete Last zu leicht war, musste er im Anschluss mit 40 Tonnen Zusatzballast bestückt werden.

Ab nach oben

Beäugt von sicher über 30 Personen aus dem Umkreis, ein paar Redakteuren von Lokalzeitungen und Forstmagazinen sowie einer Delegation von Involvierten, wurden wir nach ca. drei Stunden Vorbereitungszeit endlich in den Baum gehoben. Immer wieder ein erhebendes Gefühl ohne jegliche Anstrengung auf eine Höhe von (hier) über 70 m transportiert zu werden. Die bewaldete Umgebung und der noch immer anhaltende Frühnebel unterstützte das Hochgefühl das ich hatte als wir, einmal außerhalb des Kronenbereichs, in die Ferne blicken konnten.

Als wir dann vom Kran in Position gebracht waren, haben wir uns von der Kranflasche abgeseilt und uns im oberen Bereich der Douglastanne gesichert. Gemeinsam haben wir zunächst die Schwerlastketten am Stamm fixiert. Während Torsten noch ein wenig Ordnung in die Ketten gebracht hat habe ich mit der Aufastung des Baumes begonnen. Dies war zum Einen notwendig um den Baum schlanker zu bekommen und zum Anderen um dessen Gewicht zu reduzieren.

Nach der Beseitigung der Äste hat Torsten dann den oberen Gipfelbereich von ca. 4-5 m entfernt, da dieser bei der späteren Verarbeitung zum Maibaum ohnehin abgetrennt werden würde.

Nach ca. 30-40 Minuten war unser Teil der Arbeit dann auch schon erledigt, sodass wir uns auf den mehrseillängen Weg nach unten machen konnten.

Den Trennschnitt lässt sich der Forst nicht nehmen

So gerne wir uns auch um den finalen Schnitt auf Bodenniveau gekümmert hätten – den Trennschnitt an der Douglasie erledigte der Forst BW natürlich selbst. Die „Ehre“ diesen stattlichen Baum zu ernten hatten zwei junge Forstwirte die sich munter aufgelegt aber sichtlich angespannt um die Fällung kümmern durften.

Die Übernahme der Last in den Mobilkran und das Manövrieren aus dem Bestand heraus verlief problemlos. Bis der Baum allerdings aus der Senkrechten in die Waagerecht gebracht war verging noch mindestens eine halbe Stunde. Unterstützt durch ein Rückefahrzeug des ortsansässigen Forsts wurde die sehr lange und träge Last aber sehr behutsam auf dem Waldweg abgelegt.

Wir haben im Anschluss recht bald unsere Sachen gepackt und sind zu einem anderen Job weitergezogen. Die Geschichte des Maibaums war an dieser Stelle aber natürlich noch lange nicht zu Ende.

Der Maibaum zieht gleich zweimal quer durch’s Land

Am selben Tag noch, wurde die Douglasie auf den Parkplatz des nahegelegenen Sportplatzes gezogen. Hierfür kam ein weiteres Rückefahrzeug zum Einsatz, um den Stamm unbeschädigt, die recht enge und kurvenreiche Strecke hinunter zubekommen. Am darauffolgenden Samstag wurde zur Verladung auf den LKW ein kleines Fest veranstaltet, um dem „Lautenbacher Koloss“ einen gebührenden Abschied zu Teil werden zu lassen.

Die nächste Station für den Baum auf seiner Reise Richtung Norden ist erst einmal Oberbayern gewesen. Dort wird er die kommenden Wochen von einem Maibaum-Spezialisten veredelt werden. Nach einer kleinen Schonfrist wird der Baum dort zunächst entrindet, verschlankt und glatt gehobelt. Zu guter Letzt erhält er natürlich einen blau-weißen Anstrich und wird lackiert. So modifiziert wird er die kommenden fünf Jahre an seinem Standort überstehen können.

Nach der Veredelung in Oberbayern und erst kurz vor dem Aufstellen des Maibaums in Nordenham, wird er im Mai dann seine Reise Richtung Niedersachsen antreten. Das Richtfest des Baumes wird dort dann am 05.Mai 2018 gefeiert.

Der riesige Aufwand verursacht ordentliche Kosten

Auf seinem Weg Richtung Niedersachsen wird die (am Ende ca. 61 m lange und 13 t schwere) Douglasie dann über 1200 km durchs Land kutschiert worden sein. Ein riesiger Aufwand für Deutschlands höchsten Maibaum der wenn er an seinem Standort angekommen ist, Kosten von geschätzten 100.000 € verursacht haben wird. Genaue Angaben zum gesamten Kostenaufwand, wollte der bei der Ernte anwesende Gastronomiebetreiber natürlich nicht preisgeben. Die Gesamtkosten für die Fertigstellung eines solchen „Mastermaibaums“ könnten also durchaus auch höher liegen. Wir waren froh dabei gewesen sein zu dürfen und freuen uns wenn wir in fünf Jahren wieder dabei sein dürfen, wenn Deutschlands höchster Maibaum geerntet wird.